SubstAnZ Osnabrück zum vierten Mal mit dem Bundeskulturpreis „APPLAUS“ ausgezeichnet

Pressemitteilung

Rostock/Osnabrück, 20. November 2024 – Das selbstverwaltete Zentrum SubstAnZ Osnabrück freut sich über die erneute Auszeichnung mit dem Bundeskulturpreis „APPLAUS“ in der Kategorie Beste kleine Spielstätten und Konzertreihen. Dies ist bereits das vierte Mal, dass unser Projekt auf Bundesebene anerkannt wird, nachdem wir im letzten Jahr zusätzlich mit dem Sonderpreis für unsere Awareness-Arbeit gewürdigt wurden.

Komplett ehrenamtlich und mit großem Engagement getragen
Diese Auszeichnung wäre ohne den Einsatz zahlreicher ehrenamtlicher Helfer*innen nicht möglich. Der Preis gehört allen, die uns tatkräftig unterstützen, sowie den Bands und Besucher*innen, die das SubstAnZ zu einem lebendigen Ort gemacht haben. Das SubstAnZ wird komplett ehrenamtlich betrieben, und die Wertschätzung durch den Bundeskulturpreis ist für uns ein Zeichen, dass unser Engagement weiterhin wichtig und notwendig ist.

Herausforderung durch Gentrifizierung: Auf der Suche nach einem neuen Zuhause
Leider sehen wir uns inmitten der Freude auch mit einer schweren Herausforderung konfrontiert: Im September 2024 mussten wir nach 15 Jahren unser Gebäude an der Frankenstraße räumen. Die zunehmende Gentrifizierung, im Schatten des Lok-Viertels, des Brücks und der Botschaft, hat vor uns keinen Halt gemacht – Wir wurden verdrängt und stehen im Moment ohne feste Bleibe da. Diese Entwicklung bedroht kleine, unabhängige Kulturorte, die keine hohen Profite erwirtschaften können, wollen und deren größter Wert in ihrer kulturellen und sozialen Arbeit liegt.

Spendenkampagne für eine nachhaltige Zukunft
Derzeit sammeln wir Geld, um eine Immobilie zu erwerben, die uns eine langfristige Perspektive bietet. Das gewonnene Preisgeld wird diesem Vorhaben zugutekommen, damit wir weiterhin Künstler*innen und kulturellen Projekten eine Bühne bieten können. Unter www.substanz-os.de können weitere Informationen über uns, zu der Kampagne und zur Möglichkeit, uns vielfältig zu unterstützen, gefunden werden.

Warum kleine Bühnen unverzichtbar sind
Kleine Spielstätten wie das SubstAnZ sind unverzichtbar für die kulturelle Vielfalt einer Stadt. Sie bieten eine Plattform für Nachwuchskünstler*innen, neue Genres und kreative Vielfalt. Sie stärken die Gemeinschaft, schaffen Begegnungsräume und ermöglichen ein Kulturangebot abseits des Mainstreams. Gerade in einer Zeit der wachsenden sozialen, politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten ist es wichtig, dass Orte wie das SubstAnZ Bestand haben – für die Kunst, für die Menschen und für die Stadt.

Wir danken allen, die uns unterstützen und die den Kulturpreis „APPLAUS“ möglich gemacht haben. Es ist ein bedeutendes Signal für alle kleinen Bühnen und Kulturräume in Deutschland, die weiterhin unabhängig und zugänglich bleiben möchten.

Pressemitteilung Applauspreis

Das SubstAnZ Osnabrück hat in diesem Jahr im Rahmen des Applausawards einen Preis in der Kategorie „Beste kleine Spielstätten und Konzertreihen“ sowie den Preis in der Sonderkategorie Awareness verliehen bekommen.

Im SubstAnZ finden regelmäßig Konzerte und Veranstaltungen statt, die allen Menschen, unabhängig von sozialem Status, Herkunft und Geld, einerseits kulturelles Programm liefern und andererseits politische Bildung ermöglichen sollen.

Unsere Bühne wird dabei von vielen neuen Künstler*innen, aber auch von bekannten und etablierten Bands bespielt.

Wir haben nicht nur den Anspruch, dass unser Freiraum ein diskriminierungsfreier und sicherer Raum für alle sein kann, sondern haben die Utopie, das gute Leben für alle zu erkämpfen – frei von Herrschaft, Ausbeutung, Diskriminierung und Unterdrückung.

Sich kritisch mit eigenen Verhaltensweisen auseinanderzusetzen und stets die  Ansprüche und Maßstäbe an uns selbst anzulegen gehört zum politischen Tagesgeschäft des SubstAnZ. Über Vorträge und Workshops, in Gruppenplena, während Konzerten oder auch einfach in der Kneipe am Brett sind wir bemüht, die Utopie des guten Lebens für alle schon im Kleinen zu ermöglichen.

Dass das nicht immer gelingt, liegt auf der Hand: Auch in unserem Haus bleiben Ansprüche oft hinter der Realität zurück. An den Stellen, an denen problematische Verhaltensweisen Grenzen anderer Menschen überschreiten, greift unser Awarenesskonzept, das auf den drei Säulen Konsens, Definitionsmacht und Parteilichkeit fußt. Insbesondere die Betroffenenperspektive ist hierbei besonders wichtig: Betroffenen von übergriffigem Verhalten muss der Platz eingeräumt werden, ihre Perspektive darzulegen und ihre Wünsche nach Unterstützung und Konsequenzen müssen ernst genommen und umgesetzt werden.

Für dieses Konzept haben wir den Preis in der Sonderkategorie Awareness bekommen und freuen uns sehr, dass unsere Arbeit diese Art der Wertschätzung bekommt und hoffen, dass andere Veranstaltungsorte (insbesondere auch in Osnabrück) diesen zum Anlass nehmen, kritisch auf eigene Strukturen zu blicken. 

Zwar läuft es in linken, emanzipatorischen Projekten oft sehr viel besser, als an anderen Orten in der Gesellschaft, jedoch sind Konzepte immer nur so gut, wie die Menschen, die sie umzusetzen versuchen. Daher wollen wir den Preis zum Anlass nehmen, um auf diskriminierende Strukturen aufmerksam zu machen und diese gemeinsam zu verändern.

Gegen die kalten Verhältnisse – für das gute Leben für alle!